Trias Grabungsstätte Trossingen mit Plateosaurus

Alle haben einmal klein angefangen - Geschichte der Trossinger Triasfunde

2025 Grabungen Trossingen, neue Funde

2025 Trossingen neue Funde

Oft sind es Zufallsfunde aus Steinbrüchen, von Baustellen oder von aufmerksamen Spaziergängern, die Paläontologen in die Hände gelangen. Selten kann man aus der Trias Epoche komplette Skelette freilegen, da diese schon bei der ersten Erschütterung auseinanderfallen können und deshalb kaum wahrgenommen werden. Wenn man dann einmal auf ein Gebiet trifft in dem sich plötzlich mehrere Überreste von Tieren finden lassen, grenzt das schon an ein Wunder.

Eberhard Fraas Diese Wunder erlebte Eberhard Fraas 1911, ein damals weit bekannter Paläontologe und Kurator des königlichen Naturalienkabinetts Stuttgart. Es waren spielende Jungs, die 1909 bei Trossingen im Wald, auf einem lehmigen, extrem glitschigen Abhang auf Blechen hinunter rutschten und dabei auf einen fossilen Knochen stießen, der aus dem violetten Mergelgestein ragte. Einer der Jungs, ein Hermann Weiß, nahm den Knochen mit und zeigte ihn später seinem Lehrer. Dieser erkannte, das es sich um ein Fossil handelte und meldete sich daraufhin bei Fraas, um das Exemplar begutachten zu lassen. Fraas, ein Kenner der heimischen Saurierfunde, reiste mit seinem Präparator Max Böck nach Trossingen zur Fundstelle an der Rutschete und nahm umfängliche Grabungsarbeiten  auf. Ihnen fielen an fünf weiteren Stellen Knochen in die Hand. Fraas fiel es nicht schwer zu bestimmen, woher diese Dinosaurierknochen stammten. Man hatte tatsächlich Skelettreste des größten triassischen Dinosauriers gefunden, dem «schwäbischen Lindwurm» Plateosaurus. Den beiden gelang es nach weiteren beharrlichen Grabungen noch gleich zwei Skelette zu finden, darunter das bis heute vollständigste und besterhaltene triassische Dinosaurierskelett der Welt.

PlateosaurusNun war Eberhard Fraas damals nicht der einzige Dinosaurierjäger Schwabens. An der Tübinger Universität arbeitete zu dieser Zeit Friedrich von Huene an einem Forschungsprojekt, das sich just mit Plateosaurus und seinen Verwandten befasste. Auch von Huene hatte Notiz von den Trossinger Funden erhalten, aber zunächst fehlten ihm die Mittel, eine eigene Grabung durchzuführen. Das änderte sich in den frühen 1920er-Jahren, als der weitgereiste Paläontologe Kollegen in New York überzeugen konnte, eine Grabung mitzufinanzieren. Auch Trossinger Unternehmer spendeten ebenfalls dafür Geld und begründeten damit eine Tradition, die bis zu den heutigen Grabungen anhält. Forscher von Huene gelang es mit seinen Tübinger Studenten (die nicht immer begeistert mitgraben wollten) vier ziemlich vollständige Skelette von Plateosaurus zu bergen, die später zwischen Tübingen und New York aufgeteilt wurden. 

Dem Nachfolger von Fraas, Reinold Seemann (1888-1975), gelang es zusammen mit dem Präparator Max Böck mit einer weiteren Grabungsaktion von Mai bis Oktober 1932 über 65 größere Funde zu orten, zu dokumentieren und fachmännisch zu bergen. Man hatte dafür begonnen die Grube auf über 60  Meter mit einer Tiefe von 12 Metern zu erweitern. Sie beschäftigen eine größere Zahl von Arbeitslosen. die teils mit Geld und Naturalien entlohnt wurden. Aber als es dabei zu einem tödlichen Arbeitsunfall kam, stoppte Seemann die Grabungen.

 ProganochelysTrotzdem war diese letzte Grabung im 20. Jahrhundert, mit über 50 Plateosauriern und drei Schildkröten Funden, vier vollständigen Skeletten und 17 zusammenhängende Skelettabschnitte die Erfolgreichste. Sie blieb es auch bis heute auf deutschem Boden. Mit dem «schwäbischen Lindwurm» , dem bestbekannten frühen Dinosaurier wurde sie zur berühmtesten Trias Fundstelle weltweit.

Leider ist ein Teil der damals geborgenen Fossilien, die im Naturalienarchiv in Stuttgart in der Nähe des Charlottenplatz lagerten, bei Bombenangriffen zerstört worden. Es dauerte dann bis in die 1980er Jahre, das man mit Forschungsarbeiten an den Funden beginnen konnte. Im neu errichteten Naturkunde Museum am Löwentor, Stuttgart war genügend Platz vorhanden, um die Kisten zu öffnen.

2007 konnte, dank der exakten Erfassungen des damaligen Grabungsleiters die Trossinger Lagerstätte von Forschern neu vermessen und nach 75-jähriger Ruhe mit neuen Grabungen begonnen werden. Ihr Zweck war es, Erkenntnisse über die Lage und den Schichtaufbau der Gesteinsschichten zu gewinnen. Bis heute wird die Trossinger Rutschete von Forschern aus der ganzen Welt aufgesucht, um dort nach Fossilien zu suchen. Mit modernsten Methoden unter Einsatz von CT Scannern und 3-D Programmen setzen die Forscher heute im Naturkundemuseum die versteinerten Knochenreste virtuell am Computer zusammen und kreieren die Skelette unserer Vorfahren. Inzwischen sind unzählige wissenschaftliche Artikel erschienen, die sich mit den verschiedensten Aspekten zu den Klimaverhältnissen und Lebensbedingungen in der Triaszeit vor über 220 Millionen Jahren beschäftigen.

Weitere Information zur Grabungstätte Trossingen hier